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Wanderfahrt nach Ellgau im Mai 2014

Juhu – es scheint, als würde ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung gehen. Pibi und ich müssen allerdings noch über einige Hürden springen, bis beide mit einem Schmunzeln meinen: „ja, ihr dürft mit“ – Luftsprung.

Der Termin rückt näher und Marianne macht irgendwie noch keine Anstalten nähere Infos rauszurücken. Am Tag vor der Fahrt dann endlich:  Pibi und ich sollen um 8.00 Uhr mit dem Hänger kommen. Das Gepäck wird im Sprinter nach Ellgau transportiert. Wir suchen noch einen Regenmantel für mich, denn der Wetterbericht sagt 4 Tage schlechtes, kaltes, regnerisches Wetter voraus -  für den 1. Mai außergewöhnlich. Doch was habe ich bei Nutzens gelernt: es wird bei jedem Wetter gefahren. So muss ich also nicht befürchten, dass aufgrund schlechten Wetters die Fahrt abgesagt wird.

 

Donnerstag 8.00 Uhr Marienheim, außer mir scheint niemand aufgeregt zu sein: der Sprinter wird von Tobias mit Lebensmitteln und Koffern bepackt – Kutschen stehen im Hof – es gibt Kaffee – Ruhe vor dem Sturm? Nein, wie gewohnt werden 4 Haflinger (Zimmers), 2 Friesen (Dichtls), 1 Kaltblut-Einspänner (Bücherls) und die 2 Freiberger fertig gemacht. Ich kann es kaum glauben, pünktlich um 9.20 Uhr fahren wir in Kolonne vom Hof.

Vorschriftsmäßig geleitet uns Tobias über die Staatsstraße, im Laufe der 4 Tage lerne ich, bei Nutzens wird, was die Straßensicherheit anbelangt, nicht geschludert, insbesondere war es bei der Rückfahrt auf einem Brückenabschnitt auf der B16 brenzlig, davon aber später. Es zeigt sich, wie wichtig es ist, dass die Kutschenkolonne vorne und hinten umsichtig abzuschirmen ist.

 

Im Sehensander Forst gibt es den ersten frischen Trab – herrlich.

Ein spontanes Einkehren bei guten Bekannten in Straß und das kurze Besichtigen eines wunderschönen Rhododendrongartens lässt mich ahnen - der Weg ist das Ziel. Eine flüssige Wegzehrung und weiter geht es durch Straß zu unserem Weltmeister-Schmied – der Augenstein Franz. Weihnachten noch recht haudig beieinander, ist er jetzt wieder gut auf den Füßen und freut sich sichtlich über unseren Besuch.

Anschließend unter der B16 durch, durch Moos und dann im Trab. Es soll auch Gespanne geben, die die 3. Gangart wählen und andere, die die Abzweigung verpassen aber dann doch auch wieder ohne Probleme aufholen. Es geht Richtung Niederschönenfeld, denn hier warten Edith und Gerold mit einem Mittagessen auf uns alle.

In Niederschönenfeld angekommen wird rasch ausgeschirrt. Für jedes Gespann haben unsere liebevollen Pferdefreunde Koppeln abgesteckt, damit auch unsere Vierbeiner eine wohlverdiente Mittagspause erhalten. Jetzt erwartet uns eine reich gedeckte Tafel mit frisch geräuchertem Saibling – ein Gedicht - verschiedenen Vorspeisen und Getränken. Wir sind im Paradies und auch der Wettergott hält sich nicht an die Vorhersage, die Sonne scheint und wir haben die Sonnencreme vergessen!

Nun aber anspannen, wir haben noch eine gehörige Strecke vor uns bis Ellgau. 

Neue Lektion für mich und Pibi: auch ohne Stallgasse kann man Anschirren und stehen bleiben.

Über die B16 bei Rain den Lech überqueren und dann im frischen Trab am Lech entlang bis Marianne, unser Guide, entweder an einem Maisstängel oder an einer Baumgruppe (???) erkennt – Stopp – hier müssen wir nach rechts Richtung Ellgau abbiegen. Und Sie hat Recht, wie beinahe immer in diesen 4 Tagen. Hier zeigt sich, Tradition hat große Vorteile, da man – „wir sind doch mal an einem Bach entlang so einen schönen Wiesenweg gefahren“ – diesen Weg auch wieder findet. Auch wenn man dann bei heftigem Wind (am 2. Tag hatte die Wettervorhersage am Nachmittag dann doch recht!) seinen hochwertigen Stetson-Hut verliert und ihn bei einer abendlichen Autosuchfahrt auch nicht mehr wiederfindet.

Unsere Gastgeber – die Familie Lichti auf dem Herrlehof – haben für die nächsten 3 Tage die Boxen schon gerichtet, es wird ausgeschirrt und die Pferde versorgt.

Die Wohnungen und Zimmer werden verteilt, das Gepäck ist auch schon da. Hier ein besonderer Dank an die Mannschaft zuhause. Martina holt und bringt Pferde, Steffi kümmert sich um das Gepäck, holt verschiedene Mitfahrer ab und bringt sie wieder zurück und transportiert auch Ehemänner, die mal zu einem Tagestrip vorbeischauen. Ohne solch liebe Menschen ist so ein Ausflug bei weitem nicht so komfortabel – ein herzlicher Dank.

Die Hausherrin kennt die Marienheimer Truppe schon, wir werden herzlich empfangen und über die Tage aufs Köstlichste ver- und umsorgt.

Tag 2: Die Tagesziele scheinen willkürlich besprochen. Wenn man aber auf wunderschönen Wegen mit Pferden, die zufrieden die Karre ziehen, an Orte kommt, an denen wieder Koppeln eingezäunt sind, auf zum Grillen komplett eingespannte Familien trifft, die die Gäste bewirten und nach einem Schlemmermahl auch noch Kaffee und Kuchen kredenzt, scheint dahinter tatsächlich ein Planer zu stehen – Marianne?

Wieder eine neue Lektion gelernt: Freiberger können die Gangart 3, auch mit einem Fahranfänger,  gegen strömenden, z. T. waagrechten Regen, auch wenn dann am nächsten Tag die Karre einen Platten hat.

Hier hilft nach langen Überlegungen und Reparaturversuchen Carmen mit ihrer Kutsche aus, die ganz einfach geholt wird. Nicht ganz so komfortabel, aber eben ohne Platten.

Am 3. Tag scheint das Ziel wiederum nicht so klar. Kurz vor der Ortschaft Eggelstetten erreicht Marianne endlich die Familie Reicherzer telefonisch – so nach dem Motto: Wir kommen doch noch mit 3 Gespannen und 10 bis  15 Mann vorbei auf einen Kaffee. Was lernt der Neuling abermals: Die Fahrer sind Leute, die hoch flexibel und durch Nichts zu erschrecken sind, im Zweifel macht man die Küche einfach größer. Paddocks und Boxen sind obligat, Heu und Wasser – eh klar. Kurz mal im Vorgarten 3 Kutschen geparkt – eine normale Hausfrau würde die Scheidung einreichen – nicht so hier. Ausgefroren sind wird um die wohlige Enge in der gemütlichen Küche froh, die Kaffeemaschine verrichtet brodelnd ihre Arbeit, der rasch besorgte Kuchen wird restlos verputzt. So gestärkt entscheidet der Guide: wir besuchen noch ? auf seiner Ranch. Hier werden noch die Reste an Hochprozentigem verputzt um dann festzustellen, unsere Vierbeiner sehen eine Wanderfahrt völlig gelassen - auch mit ausgelassenen Fahrern

Am 4. Tag räumen wir wehmütig die Zimmer und bringen die Stallungen in Ordnung, um den Heimweg anzutreten. Das Ziel Niederschönenfeld im Auge, machen wir einen kleinen ungewollten Umweg über die viel befahrene B16! Unserer Vierbeiner sind mittlerweile völlig entspannt, auch bei gänzlich unentspannten Autofahrern meistern wir diese Klippe, um gegen Mittag wieder bei Edith und Gernot anzukommen. Nach dem Motto „sauer macht lustig“, gibt es zweierlei Wurstsalate und Diverses.

Bei strahlendem Sonnenschein streben wir wieder zügig Marienheim zu.

Was haben die Neulinge Pibi und Ulla gelernt? Der Satz, frei nach Hermann: „Reiter sprechen von der Gemeinschaft – Fahrer leben sie“ ist tatsächlich so.

Pibi und ich sagen herzlichen Dank an alle Wanderfahrer, dass wir dabei sein durften. Wir hoffen, bei der nächsten Wanderfahrt wieder mitfahren zu dürfen.

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