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Wanderfahrt durch's schöne Allgäu

Allgäu – Tour 2022 „s‘ Allgäu rauf un ra

Endlich wieder, nach der Coronapause, gingen die Marienheimer Kutscher auf große Tour. In der ersten Oktoberwoche machten sich die beiden Zweispänner von Ulla Eller, Ludwig und Marianne Krätzig mit ihren beiden Freibergern Piwi und Sarah, sowie Gabi und Achim Zimmer mit ihren Haflingern Archy und Poker auf den Weg. Wie bisher immer bei unseren großen Fahrten war Hermann Nutz, unser Vereinsvorstand, mit von der Partie. Unser Ziel hieß in sechs Tagen eine großzügige Rund-Tour durchs Allgäu zu fahren.

Die vorab geplante Route führte uns durch vier Landkreise vom Unterallgäu über das Westallgäu, schon auf Würtenberger Seite, wieder zurück auf bayrischen Boden im Ober- und Ostallgäu ins Unterallgäu.
Die Quartiere für Ross und Kutscher ebenfalls im Vorfeld besucht und vereinbart konnte unsere Reise ganz entspannt nach einer Übernachtung auf der 
Little Horse Ranch (littlehorseranch-st.anna@t-online.de) von Andrea Thoms und Sven Askerlund in St. Anna bei Mindelheim am 01.Oktober am Vormittag bei zwar bedecktem Himmel aber trocken beginnen. Die Route führte uns südlich an Mindelheim vorbei über Wirtschaftswege lange entlang des Auerbaches bis zum Kloster Mussenhausen. Petrus hatte sich nun doch zu den letzten Regengüsse entschlossen. Die letzten Kilometer des Tages noch über den Waldgürtel des Hochfirst in die Niederung der jungen Günz, wo wir bald durch Attenhausen mit Regen und Wind im Gesicht die letzte Steigung hinauf fuhren zum Nikolinenhof (nikolinenhof@gmx.de ) bei Nicci Schnabel und Jeen de Boer . Die Pferde versorgt und eingestallt, hatte Nicci Schnabel schon eine heiße Kartoffelsuppe für uns Kutscher auf dem Tisch.

Am nächsten Morgen, trocken und mit hoffnungsvoller Wetterprognose bestückt, starteten wir zur zweiten Etappe mit Ziel Kronburg/Greuth oberhalb der Iller hart an der Grenze zu Baden- Württemberg. Unsere Route führte uns von der Firsthalde hinunter in die malerische Niederung der Westlichen Günz mit eindrucksvollen Moos- und Moorgürtel, über den Schloßberg, von wo wir dann bei Hawangen in die Ebene südlich von Memmingen gelangten. Toll zu fahrende zum Teil verwachsene Wirtschaftswege haben uns direkt eingeladen zu ausgiebigen Trabpassagen, die uns immer weiter nach Süden in die Woringer Einöde führten. Kurz durch den Memminger Stadtwald erreichten wir die Trasse des ehemaligen Legauer Bähnle. Dieser malerische Weg ließ uns schließlich nach Kronburg kommen. Hier durften wir mit unseren Gespannen hinauf ins Schloß Kronburg fahren, wo uns Schloßherr Theodor Freiherr von Vequel-Westernach im Schlosshof empfing. Da er nach wie vor ein Herz für Pferde und Gespanne hat, konnten wir auch einen Blick in den ehemaligen Rosstall werfen. Drei historische Wägen, u. a. die Viktoria seines Großvaters, sind hier untergebracht. Zum Tagesabschluss bei Sonnenschein den Schlossberg wieder hinunter erreichten wir zwei Kilometer nach dem Ort unser Tagesziel, den Stall Allgäuwelsh (alexandra.schatz.as(at)gmail.com). Auch hier wie bei den bisherigen Stationen empfing uns Familie Schatz mit einer herzlichen Gastfreundschaft. Beim vom Chef selbst gekochten Abendessen konnten wir den Tag gebührend ausklingen lassen.

Der nächste Morgen empfing uns mit blauem Himmel und bereits wärmenden Sonnenschein. Oberhalb des Bauernhofmuseeums Illerbeuren querend, wartete Tag drei nach der Überquerung der Iller mit einer steilen Auffahrt über den Lautracher Wald. Auf der Westseite dieses Waldrückens brachte uns der Fahrweg stetig am Waldrand entlang, über Dilpersried kurz steilhinunter ins malerische Rotistal. Der Fahrweg durch eine beruhigend wirkende Wiesenlandschaft entlang der Ach brachte uns bis nach Hofs auf einer kleinen Anhöhe gelegen. Die Route führte uns weiter über Feld- und Waldwege südöstlich an Andrazhofen nach Wuchzenhofen. Vorbei an den Tannhöfen, den Schloßberg im Osten umrundet war bald die Niederung von Urlau erreicht. Jetzt noch westlich entlang

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des ‚Center Park‘, einer riesigen Feriensiedlung, landeten wir schon am Reitplatz vom RuF-Verein Urlau. Hier beim Start und Ziel des diesjährigen Orientierungsrittes gesellten wir auf ein Bier dazu. Unser Tagesziel, die JaWiMa Ranch (wanderreiter@jawima-ranch.de ), von hier aus nur noch einen Steinwurf weit entfernt. Bei Jasmin und Wilfried Etringhausen wurden wir alle miteinander wieder herzlich empfangen und aufgenommen. Nach dem die Pferde versorgt waren konnten wir diesen wunderschönen Tag beim Abendessen und einem Bier nochmal Revue passieren lassen.

Tag vier empfing uns mit einem wolkenlosen sonnigen Morgen. Der klare Blick nach Süden präsentierte die ersten Allgäuer Gipfel am Horizont. Es war Kaiserwetter angesagt- Nach einem guten Frühstück wurden unsere Pferde wieder angespannt zu einer etwas anspruchsvolleren Etappe mit 31 Km und rund 580 Hm bergauf. Zu Beginn nach der Urlau gings kurz zweimal auf gut fahrbaren Waldwegen bergauf, bis in Rungatshofen eine lange Steigung zur Wallfahrtskirche Gschnaidt die beiden Zweispänner schon forderte. Die ersten 60 Hm auf 650 Entfernungsmeter mussten ohne Traversen, also gerade hinauf, mit 12,5% Steigung auf Asphalt bewältigt werden. Nach dem Weiler Vorderbremberg legte sich die Steigung deutlich zurück, der Weg ging in einen Naturweg über, so dass sich unsere fleißigen Vierbeiner wieder leichter taten.
Ab Gschnaidt folgte eine tolle Fahrt über den bewaldeten Höhenrücken des „Langen Steiges“ auf einer Seehöhe zwischen 900 m und 940 m bis wir in Walzlings wieder von der typischen Allgäuer Wiesenlandschaft empfangen wurden auf denen das Jungvieh neugierig unseren Weg mit den Pferden vor dem Wagen verfolgte. Die Heckelsmühle wies uns den Abzweig ins malerische Wiesental der Rohrach. Vorbei an der Neumühle bis nach Ottenstall und Binzen geht’s wieder nach Südosten weiter. Den Roßberg auf der Südseite umrundet kam bereits die Silhuette von Altusried zum Vorschein. Beim Gelände des örtlichen Reitvereins vorbei zeigte uns das Wiesental des Altusrieder Baches die letzten Kilometer bis Depsried. Nur noch ein Katzensprung auf der kleinen Hochebene bis zum Ziel, den 
Clay Pit Stables (info@claypitstables.de von Tom Heberle. Er betreibt hier sehr erfolgreich die Zucht und Ausbildung der Missouri Foxtrotter. Das angrenzende Naturschutzareal welches bis zu Beginn der 70er Jahre dem Lehmabbau diente gab dem Stall den Namen übersetzt „Lehmgruben Stall“. Unsere Pferde waren hier auch wiederum bestens versorgt. Jedes in eigener Box konnte in aller Ruhe fressen und die Nachtruhe genießen. Dies ist die wichtigste Voraussetzung, dass die Pferde am nächsten Tag ihren Anforderungen des Tagespensums gerecht werden können.
Der Petrus meinte es nun wirklich gut mit uns. Bei bestem Spätsommerwetter starten wir am nächsten Vormittag zur Etappe Nr. 5 nach Wolfartsberg. Das Oberallgäu nördlich von Kempten zeigte uns dann auch was in dem Namen steckt. Es lagen wieder 30 Km mit knapp 400 Höhenmetern in durchschnittenem Gelände vor uns. Unsere Route führte uns zuerst über Krugzell malerisch an der Iller entlang bis wir in Hirschdorf über die Brücke zur Gräbelsmühle und weiter dem Weiherweg folgend, die Weidachmühle passierend bis nach Leubas gelangten. In Haldenwang bergauf über Seebach, Stoßberg nach Untrasried und weiter nach Remmelsberg. Hier oben auf 864 m zeigt sich das Allgäu mit seinen Aussichten nach allen Himmelsrichtungen von einer seiner schönsten Seiten. Nach der Ortschaft gings anspruchsvoll über einen steilen Karrenweg bergab nach Obergünzburg. Aber der Tag hatte noch das Finale als „i-Tüpfelchen“ parat. Über Litzen forderte der letzte Anstieg hinauf nach Wolfartsberg zur 
Allgäuranch (info@bauer-huber.de 
)mit 100 zu bewältigenden Höhenmetern nochmals alles von unseren braven Rössern. Hier, auf einem der schönsten Plätze wo ein Hof mit Blick in die Berge stehen kann, empfingen uns Siegfried „Sugus“ Huber und seine Frau Sonja mit einer überwältigenden Herzlichkeit. Die Pferde versorgt und gefüttert wurde erst mal auf einen unbeschreiblich schönen Tag angestoßen, der als Krönung ein nahezu unbeschreibliches Alpenpanorama bot mit den Gipfeln der Tegernseer Berge bis zum Pfänder am Bodensee, dem Föhn sei Dank.
Die gute Verpflegung für Roß und Kutscher waren wieder beste Startbedingung fürs Finale. Zum Abschluss nochmals bei Traumwetter entlang baumgesäumter Wege im bunten Herbstlaub vorbei an eingesessenen Allgäuer Höfen mit ihren Wiesen und Weiden auf denen das neugierige Jungvieh, die

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'Schumpa', unseren Weg verfolgte. Von den Höhen nördlich über Ebersbach durchs Mühlbachtal hinab nach Blöcktach, wo wir mit den beiden Kutschen dank sehr freundlicher Anlieger durch die Höfe, teilweise durch den Garten fahren durften, da wegen Kanalbau die komplette Straße nicht befahrbar war. Es folgte nun der einzig nennenswerte Anstieg des Tages am Burgstall vorbei in den Burgwald. Bald öffnete sich der Blick wieder auf Irsee mit dem ehemaligen Benediktiner Koster dessen Ursprung bis ins 12 Jahrhundert zurückreicht. Wie bei nahezu allen Klöstern findet sich auch hier die Klosterbrauerei mit Gaststätte und Biergarten. Wir sind nun einfach unbekümmert mit unseren Gespannen vorgefahren, fanden einen Standplatz und ließen uns ein Weißbier schmecken. Über den Moosberg bei Oggenried lief es hinaus nach Baisweil in die Ebene. Ab jetzt gings grundsätzlich nur noch bergab. Zum Ziel unserer Reise nahmen wir die zwei Kehren rauf nach St. Anna zur Little Horse Ranch (littlehorseranch-st.anna@t-online.de) dann noch im fleißigen Trab. Wieder glücklich gelandet nach knapp 190 Km und guten 2600 Hm rauf wie runter ließen wir den Tag und unsere Woche bei einem guten Essen bei Andrea und Sven nochmal Revue passieren und konnten so am Tag drauf entspannt verladen und wieder nach Hause fahren.

Was wir in den sechs Tagen im Allgäu erleben durften war einzigartig. Eine tolle abwechslungsreiche und Ruhe ausstrahlende Landschaft, in der wir bei ebensolchen Gastgebern bei den Ställen offen und herzlich aufgenommen wurden. Das Wohl unserer Pferde im Vordergrund ist man mit den eigenen Pferden z.T. einen Kompromiss eingegangen um uns die Boxen zu überlassen. Dafür dass wir dies alles erleben durften, sei an dieser Stelle ein herzliches „Vergelt‘s Gott“ von uns “Marienheimer Kutschern“ an alle gerichtet, die uns mit unseren Pferden in dieser tollen Woche beherbergten, versorgten sowie mit guten Ratschlägen und Tipps zur Route zum Gelingen dieser eindrucksvollen Reise mit Pferd und Wagen beigetragen haben.

Macht’s weiter mit „Wanderreiten in Schwaben“, es ist es allemal wert.

Achim Zimmer

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